Zu den Traditionen im Leben eines religiösen Menschen gehört seit uralter Zeit der Brauch des Wallens bzw. Pilgerns. Die Sehnsucht, Gott in heiligen Stätten nahe zu sein und zu suchen führt uns dazu, uns auf den Weg zu machen. Unser Ziel war der „Heilige Berg“ in Andechs.
Um 03:30 treffen sich die Penzinger Wallfahrer bei der Kirche, um sich zu Fuß auf den Weg zu machen. Sobald wir Penzing verlassen, ist es das Licht unserer Taschenlampen, das unseren Weg erhellt. Über Ramsach und Eresing gehen wir nach Eching am Ammersee. Das Beten des Rosenkranzes, von den rechts und links gehenden Wallfahrern wunderbar zusammen-fließend, stimmt uns ein auf diesen besonderen Tag, diesen besonderen Weg. Die Frische des anbrechenden Morgens macht unser Gehen leicht.
Zwischen Ramsach und Eresing tauchen andere Lichter aus dem Wald auf, es sind die Weiler Wallfahrer, die hier unseren Weg kreuzen. Schön ist es, zu sehen, dass wir aus verschiedenen Richtungen kommend, alle ein Ziel haben. Unter dem Zeichen des Kreuzes sind wir gemeinsam unterwegs…
Bei einer kurzen Rast stärken wir uns und das Morgenrot grüßt. Für den wunderschönen Blumenschmuck unseres Kreuzes hat mit geschickten Händen wie immer Frau Bart gesorgt. Herzlichen Dank!
Mit unserem Pfarrer Martin Rudolph beten wir „Herr Jesus Christus, rühre die Herzen all derjenigen an, die eine Erneuerung im Glauben brauchen und sich in ihrem Innern sehnsüchtig nach deiner Liebe und Gnade ausstrecken. Nur du kannst die Herzen der Menschen erreichen und bewegen“
Gegen 07:30 erreichen wir Eching am Ammersee, in Stegen nehmen wir das Schiff, das uns nach Herrsching bringen wird. In Herrsching übernimmt Lorenz, einer unserer jüngeren Wallfahrer, das Penzinger Kreuz, um es hinauf nach Andechs zu tragen.
Durch das Kiental geht es auf der letzten Etappe unserem Ziel entgegen. Zusammen mit unserem Amen nach dem letzten Rosenkranzgebet erklingen die Glocken zum Gottesdienst in Andechs. Nun gilt es, die letzte Steigung zu nehmen und die Treppen hinauf zur Kirche zu gehen, wo wir kurz vor 10 Uhr ankommen und uns der Segen einer der Andechser Brüder willkommen heißt.
Zusammen mit Wallfahrern aus Starnberg nehmen wir nun in der Kirche Platz und können den Atem beruhigen, uns kurz sammeln. Wenn dann das Halleluja von so vielen Menschen im Festgottesdienst ertönt, ist das ein ganz besonderer Augenblick. Voll Dankbarkeit, stiller Freude und Hoffnung spüren wir dem Wunder der Nähe Gottes nach.
Nach dem Gottesdienst können wir ausruhen und uns die Andechser Schmankerl munden lassen.
Einige von uns gehen später den Weg nach Herrsching zurück. So friedlich die Stimmung im Wald, so schön noch ein letztes Stück des Weges zusammen und betend zurückzulegen, die beiden Kreuze unserer Pfarreiengemeinschaft immer vor uns.
In Herrsching steigen wir gegen 14:45 zu den Anderen in den Bus, der uns nach Hause bringt.
Nach so einer Wallfahrt, bei der wir etwa 25 km gegangen sind, ist man müde und die Beine schwer. Aber das ist am nächsten Morgen vergessen. Im Herzen bleibt die Freude, es erlebt, es geschafft zu haben. Gemeinsam waren wir im Glauben unterwegs, vielleicht konnten wir gehend und betend auch etwas Belastendes hinter uns lassen und uns innerlich erneuern und erfrischen lassen. Hat man es einmal erlebt, möchte man sich immer wieder auf den Weg zu solchen Kraftquellen machen!
Text / Fotos: Karin Zischka