St. Magnus Oberbergen
St. Mauritius Weil
St. Martin Penzing
St. Ulrich Pestenacker
St. Benedikt Beuerbach
St. Peter und Paul Petzenhausen
St. Johannes Baptist Geretshausen
St. Pankratius Schwifting
St. Pankratius Ramsach

Petzenhausen ist nicht der einzige Ort am Lechrain; der neben der Pfarrkirche noch eine "Frauenkirche" besitzt – z.B. Scheuring und Prittriching haben eine solche -, aber doch der kleinste mit seinen rund 300 Einwohnern heute wie ehedem. Damals wie heute musste und muss die Pfarrei also große Opfer bringen für seine beiden Kirchen. Aber sie kann auch stolz auf sie sein. Die Frauenkirche erhebt sich auf dem früheren Steilufer des Verlorenen Baches, die Pfarrkirche breitet sich unten im Tal aus.
Während die Frauenkirche auch bei untersetztem Turm mit flacher Zwiebel ins Auge fällt, scheint sich der Turm der Pfarrkirche umso mehr in die Höhe zu recken. Ein verheerender Sturm hatte 1725 im ganzen Landkreis schwere Schäden angerichtet und auch den oberen Teil des spätgotischen Turms samt Glockenstuhl mit Glocken umgerissen.


Der Wessobrunner Joseph Schmutzer stockte ihn nun dreigeschossig – sicher höher als ursprünglich- gleich wieder auf und deckte ihn überraschender Weise auch wieder mit einem Satteldach, dem er aber elegant geschweifte und gegliederte Giebel versetzte. Der schlanke barocke Sattelturm macht Petzenhausen unverwechselbar. Er ist seit der letzten Renovierung von 1972 auch farblich wieder sehr belebt worden durch goldgelbe Hervorhebung der Gliederungselemente auf weißem Grund.
Dieselbe Farbgebung erhielten Schiff und Chor, ein Viereck mit eingezogenem, im Dreiachtel schließendem Altarraum – auch dessen Dach ist niedriger. Der eckige Abschluss wurde innen zum Halbkreis gerundet und außen um die Sakristei verlängert. Architekt war ebenfalls Joseph Schmuzer, der 25 Jahre nach dem Turm nun auch den Auftrag zur „Baureparation“ des baufällig gewordenen spätgotischen Gotteshauses erhielt. Stehen blieben nur die Wände.
Er setzte jedenfalls „6 neue Fenster auch 2 halbe auf der Portkirche (Empore)“ ein, „stattete die ganze Kirche mitsamt dem Chor mit einem gering Gewölb“ aus und errichtete „außenher die Sakristei“. An der Südseite befindet sich ein Vorzeichen.
Den Eintretenden nimmt ein durch die bescheidene Größe intimer und den duftigen Rokoko heiterer Raum gefangen.
Das Langhaus deckt eine flache Stichkappentonne auf Doppelpilastern mit Stuckkapitellen. Die großen Rundfenster liegen relativ hoch und lassen somit das Licht von oben her in den Raum strömen. An der Westwand baut sich eine Doppelempore auf, deren untere Brüstung geschweift und mit Stuck verziert ist.
Über dem Altraum liegt ein längsovales Spiegelgewölbe. Vom oberen Stock der Sakristei her schauen neben dem Hochaltar Oratorienfenster mit zierlichen Holzgittern herein. Darüber befinden sich gute Medaillons Herz Jesu und Herz Mariä in reichem Blumenstuck.
Die Deckenfresken hat offenbar hauptsächlich eine Feuersbrunst von 1840, die den Pfarrhof und andere Häuser vollständig zerstörte, aber auch schon auf die Kirche übergriff, stark geschädigt. Die Deckengemälde wurden nun einfach mit gleicher Farbe überstrichen, 1911 aber wieder freigelegt.. Warum bereits 1821 der Wessobrunner Sebastian Jaud die Deckenfresken von 1760 übermalte, wissen wir nicht. Als Chordeckenbild setzte er eine Pfingstszene auf, die aber 1932 – wohl wegen des schlechten Zustandes – wieder entfernt wurde zugunsten des Rokoko-Freskos mit der Schlüsselübergabe an Petrus, symbolische Darstellung der Übertragung der Schlüsselgewalt nach Mt 16,18. Die Kirche wird symbolisiert durch einen Papst, einen Kardinal und einen Bischof vor der Kulisse eines Kirchturms sowie durch das von einem Putto getragene Papstkreuz und dem apokalyptischen Lamm auf dem Buch mit den sieben Siegeln. Über der Architektur mit weiten Bögen und Treppenanlage öffnet sich der Himmel mit Gottvater und der Taube des Hl. Geistes. Nach der Entfernung von zwei Übermalungen musste das Fresko natürlich stark überarbeitet werden, so dass man keine originalen Details mehr erwarten kann, aber doch die gute Komposition eines Wessobrunner Malers, die an Matthäus Günther erinnert, Beobachtung verdient.
Aus dieser Zeit stammen auch die vier Kartuschenbilder des Langhauses, monochrom ocker gehalten. Ein Schriftband erklärt jeweils das Symbol für die Verheißung Jesu an Petrus: SUPER HANC PETRAM – ein wogenumtoster Felsen mit den Schlüsseln Petri darauf, AEDIFICABO ECCLESIAM – eine Arche mit Evangeliar, Kelch und Schlüsseln Petri darauf; NON PRAEVALEBUNT – Festung am Fuß eines Berges, von Kanonen beschossen; NON NOCEBUNT – Baum, von Blitzen umzuckt.
Dazu kommen die Kartuschenbilder an der Chordecke, wohl von Sebastian Jaud, monochrom blauviolett gehalten:
Berufung des Petrus, seine Rettung aus dem wogenden See, Mose mit der ehernen Schlange, Johannes der Täufer mit Kreuzstab und Agnus Dei, in der Mitte das Auge Gottes im Dreiecksnimbus, am Chorbogen ein Putto mit Monstranz (rekonstruiert bei der letzten Renovierung).
Das Langhausfresko hat Jaud den beiden Kirchenpatronen Petrus und Paulus gewidmet. Während sich auf der Erdegleichzeitig die Verabschiedung der Apostelfürsten voneinander (Mitte), die Enthauptung des Hl. Paulus (links) und die Kreuzigung Petri abspielen, erscheint im Himmel die Heiligste Dreifaltigkeit, dazu mit dem Symbol der Kirche, mit Martyrerpalme und Lorbeerkranz. Das Gemälde weist sich als Altarwerk Jauds aus, ohne Dynamik und Beachtung der Größenverhältnisse der Bildteile zueinander.
So blieb als Wertvollstes an der Raumschale der Stuck, der zart und doch bestimmt über der Decke züngelt, um sich dann als phantasievolle Rahmen für die Gemälde und Kartuschen zu verdichten. Franz X. Schmuzer hat ihn zwischen 1749 und 1752 geschaffen. Renovierung 1992/93 gab dem Stuck wieder die ursprüngliche, meist frischhell grüne Farbe auf weißem und im Chor zartrosa Grund zurück. Überall blitzt Gold auf.
Derselbe Künstler schuf auch den Hochaltar in Stuckmarmortechnik. Allerdings ließ 1801 der damalige Pfarrer ihn „um ein ziemliches verkleinern“, als er ihn an die Wand setzte, und veräußerte die Teile an Weil für die dortige Wolfgangskapelle. Im Mittelpunkt des Altars steht heute ein Kreuz vor rotem Samtvorhang, flankiert von den Kirchenpatronen Petrus und Paulus, die Schmädl zugesprochen werden. Im Auszug thront als Brustbild Gottvater auf einer Wolke. Putti umspielen den Altar.
Auch die Seitenaltäre geben sich vornehm in Stuckmarmor und stammen wohl auch von Franz X. Schmuzer. Für den rechten Seitenaltar hat S. Jaud 1901 ein Ölbild von der Geburt Christi gemalt, darüber als Medaillon den Verkündigungsengel Gabriel. Ob das auch das Thema des ursprünglichen Altarbildes war? Jedenfalls passen zur Anbetung der Hirten die Bauernheiligen Isidor und Notburga, durch ruhige Haltung und stumpfe Farben derber wirkende Figuren als die bewegten und in Gold und Silber glänzenden Assistenzfiguren des linken Seitenaltars die Päpste und auch Bauernpatrone Sylvester und Urban.
Hier finden wir das Altarbild – wohl auch von Jaud – die Auferstehung Christi und darüber den Erzengel Michael.
Die Kanzel ziert auf dem Schalldeckel ein Putto mit den Gesetzestafeln, am Korb die goldgefassten Reliefs von drei Engeln mit Symbolen von Hoffnung, Glauben und Eucharistie. Auch die übrigen Figuren darf man, obschon wir die Künstler nicht kennen, hohe Qualität zusprechen. Am linken Seitenaltar steht eine spätgotische Figur des hl. Sebastian, am rechten eine zierliche Maria Immaculata. Im Chor sehen wir neben dem Ewigen Licht in ausgeprägten Rokokoformen eine schöne Großfigur des Hl. Josef mit dem Jesuskind. Die Figur mit Herzoghut und Urkundenrolle stellt mit großer Wahrscheinlichkeit den Bayernherzog Tassilo III. dar, den Klostergründer Wessobrunns. Die Pfarrei Petzenhausen war seit dem 12. Jh. – 1179 bestätigt durch Papst Alexander III.-Wessobrunn inkorporiert. Als die Benediktinerabtei 1803 säkularisiert wurde hat der Prior P. Rupert Schmidhueber mit zwei Mitbrüdern im Pfarrhof Petzenhausen Asyl gefunden und in der Seelsorge mitgeholfen. Wahrscheinlich hat er dieses Bildnis des Klostergründers, der in Wessobrunn und seinen sonstigen Klostergründungen als Seliger verehrt wurde, mitgebracht. Der letzte Prior ist 1811 in Petzenhausen gestorben. Ein in der Außenwand eingelassener Grabstein bewahrt nicht nur sein Andenken, sondern auch das an die über sechs Jahrhunderte währende Zugehörigkeit zu einem Benediktinerkloster. Heute betreut wieder ein Benediktiner von St. Ottilien diese Pfarrei.
Sehenswert ist auch die genannte Frauenkirche Petzenhausens als eine in der Gegend seltene Chorturmanlage und innen als Rokoko-Schatzkästchen.